Braucht man wirklich einen Gitarrenlehrer?
von Tom Hess
Wenn du wirklich ein guter Musiker werden willst, geht das mit einem Lehrer wesentlich schneller.
Stell dir einen Achtklässler vor, der sagt, dass er nicht mehr zur Schule gehen muss, weil er denkt, er hätte bereits alles gelernt, was er im Leben braucht. Das klingt lächerlich, stimmt’s? Und das ist es auch, aber es ist exakt die gleiche Einstellung, die viele Gitarrenspieler zur Musik haben. Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich klarstellen, dass du für den Fall, dass du lediglich ein paar einfache Songs am Lagerfeuer spielen möchtest, wirklich keinen Lehrer brauchst. Dieser Artikel ist für die unter euch, die ein höheres Level erreichen wollen, als das, auf dem sie sich momentan befinden.
Die meisten von uns haben von dem ein oder anderen Musiker gehört, der niemals in seinem Leben eine offizielle Musikstunde hatte, und trotzdem scheint es für ihn/sie gut gelaufen zu sein. Viele Leute schauen auf einen Spieler wie diesen und denken: „Hey, wenn es diese Person alleine schafft, warum nicht auch ich?“. Dies ist eine berechtigte Frage, und sicher kannst du einige Dinge ohne einen Lehrer lernen. Aber warum solltest du das Risiko eingehen, alleine zu versuchen, was gewöhnlich nicht funktioniert, wo du einen Lehrer haben könntest, der die meisten Dinge für dich macht? Die meisten Leute, die sich dafür entscheiden, es ohne Lehrer zu versuchen, tun dies, weil sie entweder:
- bedeutende finanzielle Probleme haben (die es unmöglich machen, Gitarrenstunden zu bezahlen).
- sich nicht viel um den eigenen musikalischen Fortschritt kümmern, um Zeit und Geld in sich selbst zu investieren.
- einfach nicht verstehen, wie sehr ein guter Lehrer einem Schüler auf vielfältige Art und Weise helfen kann, die man vielleicht noch gar nicht realisiert hat.
Die meisten Leute, die keine Stunden nehmen, fallen in die letzte Kategorie. Dieser Artikel ist also speziell für diese Leute geschrieben. Kommen wir zu den Tatsachen:
Ohne guten Lehrer verbringst du eventuell Stunden, Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre damit, Dinge zu lernen und erhältst nur begrenzte Resultate, während dir ein Lehrer diese Dinge in wenigen Minuten beibringen könnte. Deine Entwicklung verläuft wesentlich schneller (und exakter) mit einem Lehrer als ohne.
Denken wir an andere Leute (keine Musiker), die hart daran arbeiten, auf ihrem Interessengebiet immense Fortschritte zu machen. Sogar die weltbesten Athleten BRAUCHEN Trainer, damit sie ihr Bestes tun und sich verbessern. Ich weiß, dass einige von euch denken: „Hey, das ist Musik und nicht die olympischen Spiele oder eine andere Art von Wettkämpfen.“. Natürlich geht es in der Musik nicht darum, gegen andere zu kämpfen, aber es IST ein Wettkampf (zumindest mit dir selbst), wenn du deine Fertigkeiten verbessern und dein wahres Potential erreichen willst. Wenn du deine eigenen Ziele erreichen willst und diese auf einem höheren Level als dem momentanen sind, dann ist es ein Wettkampf, eine Herausforderung, eine Suche, eine Reise oder wie auch immer du es nennen möchtest. Denke darüber nach: der Cheftrainer eines professionellen Football-Teams, ist (in den meisten Fällen) nicht so athletisch wie die Spieler, aber dennoch sind die Trainer mehr als fähig, den Athleten beizubringen, das Beste aus sich rauszuholen. Denke an die Olympischen Spiele und die Trainer, welche die Turner trainieren. Diese Trainer können (mit ihren Körpern) nicht die Hälfte der Dinge tun, die die Turner mit ihren Körpern tun können, und trotzdem sind sie extrem erfolgreich darin, die Athleten so zu trainieren, dass sie an den Olympischen Spielen teilnehmen können. Es ist mehr als deutlich, dass die Athleten stark von ihren Trainern abhängen. Nun denkst du vielleicht, dass meine Analogie zwischen Athleten und Trainern nicht anwendbar ist auf Musikschüler und Lehrer. Musiklehrer sind insoweit gewöhnliche Lehrer, dass sie Informationen, Wissen über Musiktheorie, Gehörbildung, Komposition, Improvisation, Akkorde, Tonleitern, die Elemente der Musik, usw. weitergeben. Irgendwo stimmt es, dass man einige dieser Informationen im Internet bekommen kann, aber dort findet man genauso gut eine Menge falscher und unvollständiger Informationen. Was ist mit Auftrittstraining, Übungsmoral, Technik, Unabhängigkeit der Finger, die Ökonomie der Bewegungen und Kontrolle von Verspannungen. Das sind alles Dinge, die fast unmöglich alleine gelernt werden können, auch nicht mit Hilfe des Internets. Ein Lehrer kann dir nicht nur helfen, sie zu lernen, sondern sie zu beherrschen.
Viele der Spieler, die es sich selbst beibringen, wissen einfach nicht WAS sie lernen SOLLTEN. Einige haben gut definierte Ziele und das ist gut so, viel zu oft jedoch kennen Spieler nicht die besten Strategien, um diese Ziele zu erreichen. Es kann extrem frustrierend sein, ziellos zu üben und nie wirklich diese Ziele zu erreichen oder wenn sie erreicht werden, dann könnte es zehnmal länger dauern als es sollte. Gute Lehrer können Schwachstellen ausmachen, die verbessert werden, und schlechte Angewohnheiten, die korrigiert werden müssen, wobei viele Spieler sich dieser Angewohnheiten oder ihrer negativen Effekte überhaupt nicht bewusst sind. Und noch wichtiger, sie wissen wahrscheinlich nicht, wie sie zu korrigieren sind. Das ist genau das, was Trainer für ihre Athleten machen und weshalb diese Leute (Trainer) so wertvoll für den Sport sind und viel Geld verdienen.
Zusätzlich zu den offensichtlichen musikalischen Vorteilen, die man erlangt, wenn man Stunden bei einem Lehrer nimmt (so wie Lerntechniken, Theorie, Songs, usw.), gibt es sogar noch mehr nichtmusikalische Vorteile. Viele davon sind Gold wert! Als ich Musik studiert habe und Privatstunden in Gitarre und Komposition nahm, kam es einige Male vor, dass ich das aktuelle Unterrichtsmaterial nicht so üben konnte, wie es für die nächste Stunde erforderlich war. Ich wusste aber, dass ich in der nächsten Stunde meinem Lehrer gegenüberstehen würde, was mir mehr Anreiz gab, noch härter und länger zu üben, um die vorangehende Stunde zu bewältigen. Auch wenn ich von einem spezifischen Lehrer nicht so viel gelernt habe, wie ich es gerne gehabt hätte, war es der zusätzliche Druck, für jede Stunde üben zu müssen, wert, das Geld für die Stunden zu bezahlen, weil es mich zu einem besseren Spieler gemacht hat, indem ich gezwungen war, meine Arbeitsmoral zu verbessern. Hätte ich zu dieser Zeit keinen Lehrer gehabt, hätte ich womöglich nicht in dem Tempo das Level erreicht, auf dem ich nun bin.
Als Mike Walsh und ich Musikstudenten waren, nahm er Stunden von einem Jazz-Typen im College in Chicago (weil Shred-Gitarre am College nicht angeboten wurde) und er sagte zu mir: „Ich brauche diesen Typen nicht, ich hätte wirklich alles selbst tun können, was er mir beigebracht hat.“. Wir wussten jedoch beide, dass, selbst wenn Mike diese Dinge allein getan hätte, er damit keine Zeit verbracht hätte (weil er mit anderen musikalischen Dingen beschäftigt war). Wegen dieser Stunden musste er diese Dinge lernen und es zwang ihn, diese Dinge besser früher als später zu beherrschen.
Lehrer können dir viele gute Möglichkeiten bieten, die du alleine wahrscheinlich nicht so leicht erhalten kannst. Erfahrene Lehrer haben so viel mehr Verbindungen, weil sie bereits im Musikgeschäft sind (einige mehr als andere) und das kann in deinem musikalischen Leben den großen Unterschied machen. Egal ob du eine erfolgreiche Musikkarriere als Spieler, Lehrer, Songschreiber, Studiomusiker, usw. willst oder es nur zum Spaß machst. Ich hatte insbesondere zwei Lehrer, zu denen ich über die Zeit sehr gute Beziehungen aufgebaut habe und das hat sich für meine Musikkarriere ausgezahlt. Ich kann hier nicht anfangen, zu erklären, wie sehr ich ihnen meinen Erfolg verdanke! Vieles von dem, was ich jetzt habe, wäre nicht so leicht erreichbar gewesen, wenn ich nicht für eine lange Zeit Stunden bei ihnen genommen und eine sehr gute Beziehung zu ihnen aufgebaut hätte.
Nachdem ich selbst Lehrer geworden bin und in der Branche Fuß gefasst habe, konnte ich meinen Schülern, von denen viele nun auch professionelle oder zumindest halb-professionelle Musiker sind, viele Möglichkeiten bieten. In vielen Fällen konnte ich ihnen helfen, ihren ersten Lehrauftrag, ihre erste Arbeit an Aufnahmen, Musikbusiness-Praktika, Platten, Veröffentlichungen, eigene CD-Verkäufe und besser bezahlte Gigs, usw. zu bekommen. Einige der anderen Lehrer, die ich persönlich kenne, haben für einige ihrer Schüler ähnliche Dinge getan.
Musst du wirklich mit einem Lehrer arbeiten? Nun, ich füge einfach dies hinzu: es gab eine Zeit in den 90ern, in der ich keinen Lehrer hatte (ca. 18 Monate), und ich kann euch sagen, dass es einfach zielloses Herumtreiben war, und ich nicht die gleichen Resultate bekam wie mit einem Lehrer. Also ging ich zum College, um Musik zu studieren und das veränderte mein musikalisches (und persönliches) Leben für immer! Es war es wert in dem Sinne, mich dahin zu bringen, wo ich musikalisch sein wollte.
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