Gitarre spielen lernen: Das 80/20 - Gesetz

von Tom Hess


Hast du jemals bemerkt, dass einige Spieler, die weniger üben, größere Fortschritte zu machen scheinen als andere, die mehr üben? Das kann für Leute aus der zweiten Gruppe wirklich frustrierend sein! Wenn du wie die meisten Gitarristen bist, stimmen die folgenden zwei Aussagen ungefähr (ob du dir darüber bewusst bist oder nicht):  

  •  Mit 20% deiner Übungszeit kannst du etwa 80% deines gesamten Fortschritts erreichen.
  •  Für die restlichen 20% deines gesamten Fortschritts benötigst du 80% deiner Übungszeit. 

Nein, ich habe diese Zahlen nicht einfach aus der Luft gegriffen. Diese Aussagen beruhen auf dem Prinzip von Pareto – (der 80/20-Regel). Es würde zu lange dauern, an dieser Stelle im Detail auf die Ursprünge und Fakten hinter dem Prinzip von Pareto einzugehen, aber ich empfehle wärmstens, die ganze Geschichte zu diesem großartigen Prinzip zu lesen. Ich verrate dir nur, dass sich das Prinzip von Pareto in vielen Bereichen menschlichen Lebens, der Industrie, im Zeitmanagement und vielen anderen Bereichen der menschlichen Existenz bewahrheitet hat. Es betrifft uns alle, nicht nur in der Musik, sondern in vielem, was wir tun und womit wir zu tun haben.  

Die Grundidee in Bezug aufs Gitarrespielen ist, dass es nicht immer wichtig ist, wie lange man übt, sondern womit man seine Übungszeit verbringt. Es geht hier nicht um Effizienz oder Zeit-Management. Es geht darum, unabhängig von der Zeit, die man ins Üben investieren kann, „maximale Effizienz“ zu erlangen.  

Nehmen wir an, es gibt zwei Gitarrenspieler (wir nennen sie John und David); der erste (John) übt jeden Tag 30 Minuten und macht gute Fortschritte, während der andere (David) täglich 90 Minuten übt und weniger Fortschritte macht als John. Was sind die zwei Dinge, die David vermutlich über John sagen würde? 

  1. „John scheint mehr zu üben als ich, also sind seine Ergebnisse natürlich besser.“
  2. „John hat wahrscheinlich mehr Talent als ich.“

 In unserem Beispiel kann die erste Aussage nicht stimmen. Obwohl es möglich ist, dass in seltenen Fällen die zweite Aussage stimmt, ist es wahrscheinlich nicht so, wie es aussieht. David gelang es nicht, zu erkennen, dass Johns bessere Ergebnisse darauf zurückzuführen sind, worauf er sich beim Üben konzentriert oder wie effektiv sein Üben war.  

Um effektiv zu sein, musst du dir im Klaren darüber sein, woran du in jeder Übungseinheit arbeiten willst, dann musst du deine aktuellen Fähigkeiten auf jedem Gebiet, dem du dich widmest, analysieren. Danach bist du bereit, leistungsstark an der Durchführung der 80/20-Regel zu üben, worunter ich folgendes verstehe: 

  • Jedes schwache Gebiet, welches dich daran hindert, deine Stärken voll auszunutzen, ist eine Schwachstelle, die so schnell wie möglich überwunden werden muss. Diese Schwachstellen sind Teil deiner wichtigen 20%, auf die du dich konzentrieren solltest, da die Überwindung dieser Schwachstellen dir wahrscheinlich 80% des Gesamtfortschrittes bringen, den du willst.
  • Jede Schwäche, die die Entfaltung deiner vollen Stärken nicht beeinträchtigt, ist gewöhnlich unwesentlich. Diese Schwachstellen sind Teil deiner unwesentlichen 80%, auf die du dich wahrscheinlich gerade konzentrierst (ob du dir dessen bewusst bist oder nicht), die dir wahrscheinlich nur 20% des Gesamtfortschritts bringen, den du willst.

Wenn es dir schwer fällt, dem zu folgen, liegt es wahrscheinlich daran, dass du Paretos Prinzip nicht ausreichend erforscht hast. Ich lege dir noch einmal nahe, dies unter dem oben genannten Link zu tun. 

Wenn du diese eine Herangehensweise an deine Übungszeit auf einer konsequenten Basis änderst, werden sich deine Ergebnisse massiv verbessern. Du kannst es schaffen, in deinem Spiel eine Menge positiver Impulse nach vorne zu erreichen, auch wenn deine Übungszeit begrenzt ist. Aber bitte versteh mich nicht falsch, ich meine damit auf keinen Fall, dass kurze Übungsstunden besser als lange sind, noch dass kurze Übungsstunden ein Ersatz für längere Perioden ernsthaften Übens sind. Was ich sage, ist, dass „effektive, kurze Übungsstunden“ sehr wertvoll sein können, wenn längere Übungsstunden nicht möglich sind.  

Wenn du heute schon weißt, dass du morgen nur 20 Minuten zum Üben haben wirst, könnte die Verlockung groß sein, zu sagen: „Vergiss es, was soll ich in 20 Minuten erreichen? Ich warte bis zum nächsten Tag, wo ich weiß, dass ich eine Stunde zum Üben haben werde.“ Tu dies nicht, denn tägliche Beständigkeit ist das beste Benzin für Schwung nach vorne.

Nutze diese 20 Minuten und packe sie voll mit Übungen von dem, was wirklich wichtig ist, sitze nicht herum und spiele einen Haufen Kram, den du bereits gut kannst.


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